27.11. 2012

Gespräch mit meinem Gewissen - Fall Mollath und die Handzettel

Ich versuche, Dinge möglichst kritisch zu sehen und auch klar beim Namen zu nennen. Doch wie gehe ich mit mir selbst um? Diese Frage sollten sich jede und jeder immer wieder selbst stellen - also auch ich. Ich führe das in meinem Fall einmal vor - bezogen auf denSkandalfall Gustl Mollath.  Wenn ich in die Rolle meines Gewissens schlüpfe, werde ich mich darum mühen, so kritisch wie möglich zu sein.

Mein Gewissen: "Winfried, du hast mit einigen Internetartikeln und -Kommentaren zu verstehen gegeben, dass der Fall Mollath aus deiner Sicht sehr wichtig ist. Meinst du auch, du würdest es durch deine Taten beweisen, dass er für dich sehr wichtig ist?"

Winfried: "Na ja, ich habe die Online-Petition unterzeichnet, schreibe jeden Tag Artikel und Kommentare, darunter auch solche, die andere nicht zu schreiben wagten, ich bereite eine Flyeraktion vor, ich mache also viel mehr als die meisten anderen..."

Mein Gewissen: "Winfried, du machst viel mehr als nichts, als gar nichts. Dabei baust du auf Fähigkeiten, die nicht jeder andere hat. Aber du tust viel zu wenig, du solltest dich schämen!"

Winfried: "Viel zu wenig?"

Mein Gewissen: "Wie würdest du es finden, wenn die großartige Chance, für grundlegende Änderungen zu sorgen, vermasselt würde, weil in der Sache nicht genug getan würde?"

Winfried: "Das wäre ein Katastrophe. Wenn vor den Hintergründen des Falles Mollath nichts erreicht werden kann, dann gute Nacht, Deutschland."

Mein Gewissen: "Weißt du, was diejenigen riskieren, die im Falle Mollath einen Mut gezeigt haben und zeigen, den man sonst nicht findet, weißt du, was denen letztlich blüht, wenn das Vorgehen scheitern sollte?"

Winfried: "Natürlich weiß ich das. Dann wird man sie allesamt fertig machen, dann wird es nur eine Frage der Zeit sein."

Mein Gewissen: "Willst Du das, z.B. im Falle der Rechtsanwältin Heidrun Jakobs? Sie verkörpert doch den Typus Frau, den du angeblich vergötterst, weil er nach deiner felsenfesten Überzeugung unverzichtbar für eine sozial gesunde und vernünftig orientierte Gesellschaft ist..."

Winfried: "Ja, das stimmt. Ohne solche Frauen kann es kein Licht in unserer Menschenwelt geben, wir müssen alles tun, um sie zu unserem Wohle blühen zu lassen."

Mein Gewissen: "Hast du schon deinen Bekanntenkreis mobilisiert, die Online-petition zu unterzeichnen?"

Winfried: "Ähm... bisher nicht, ich war sehr beschäftigt..."

Mein Gewissen: "Hast du schon Handzettel verteilt?"

Winfried: "Ähm... bisher habe ich nicht einmal einen geschrieben..."

Mein Gewissen: "Manch anderer ist vielleicht zu dumm, um zu verstehen, wie ungeheuer wichtig die Petition ist und wie ungeheuer wichtig Handzettelaktionen wären, wenn sie denn ausgeführt würden. Du aber nicht..."

Winfried: "Nein, dazu bin ich nicht zu dumm. Handzettelaktionen, die Aufmerksamkeit erzeugen und das Interesse auf gute Internetpräsentationen lenken würden, die den Fall und die Belege in knapper Form gut bringen, die außerdem zur Teilnahme an der Petition und zu weiteren Handzettelaktionen aufriefen, so, dass es auch angenommen würde, das wäre das, was wir nun brauchten."

Mein Gewissen: "Die Leute brauchen einen, der es vormacht. Einen, der selbst Handzettel verteilt und darüber berichtet. Einen, der selbst von Geschäft zu Geschäft geht und versucht, solche Handzettel auf der Ladentheke unterzubringen... Und du weißt das alles und hast bisher nichts in der Richtung getan. Du selbst sagst immer, dass es nicht reiche, irgendetwas zu tun, sondern dass man das tun  müsse, was nötig sei. Es wird auch deine Schuld sein, wenn die Aktion Mollath baden gehen sollte, und die Blume nicht blühen, sondern verdorren sollte. Gib gefälligst ALLES!"

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Ja, ich hatte gedacht, mit etwas Einsatz genug tun zu können. Das denken viele andere auch, Mottos: "Ich habe ja schon die Petition unterschrieben!", "Ich habe ja schon ein paar kritische Kommentare ins Netz gestellt!", "Ich habe ja schon eine Strafanzeige erstattet!" oder was auch immer.

Nein, das reicht nicht. Alle, die den Erfolg im Falle Mollath wollen, einschließlich meiner Person, müssen ALLES für den Erfolg geben. Die Alternative zum Erfolg hieße in diesem Fall: Über längere Zeit endgültiger Sieg der Unrechtsherrschaft, weil sich alle sagen würden: "Im Falle Mollath wurde so viel auf die Beine gestellt, haben sich mehrere exponierte Personen und sogar eine große Zeitung engagiert, und genutzt hat es dennoch nichts. Aber die, die es gewagt hatten, stehen seitdem auf Abschusslisten. Man muss ja verrückt sein, wenn man sich gegen das System auflehnt, ich halte mich lieber daraus."

Ich darf mich nicht unter schädlichen Zeitdruck setzen, denn die Handzettelaktion muss einwandfrei passen. Der Handzetteltext muss unter Marketingaspekten optimiert sein, zugleich darf er nicht im Geringsten strafrechtlich angreifbar sein, er muss so sein, dass jede und jeder ihn absolut gefahrlos verteilen können, dass es jedem Geschäftsinhaber schwer gemacht werden kann, seine Auslage in seinem Geschäft zu verweigern und so weiter. 

Der Handzettel muss auf eine Webadresse hinweisen, die ebenfalls eine sehr kompakte, aber dennoch sehr überzeugende  Darstellung bietet - und von dort aus die Vernetzung zu umfassenderen Darstellungen.

Ich bete zur Göttin der Schöpfung, dass sie mir die Einfälle gibt, die ich jetzt benötige. Und ich bitte schon jetzt alle, die Aktion Handzettel mitzutragen - denn nur so können wir die große Welle erzeugen: WIR SIND DAS VOLK!

Dipl.-Kfm. Winfried Sobottka

PS.: An der Internetparty-Bayern ändert das natürlich nichts.