In Glaube, Sitte, Heimat | Am 17 =
September=20
2010 | Von Annika Joeres
Der l=C3=A4chelnde Stonebridge=20
(www.peer-steinbrueck.de)
Peer Steinbr=C3=BCck ist ein Faszinosum. Der fr=C3=BChere=20
NRW-Ministerpr=C3=A4sident hat noch niemals in seinem Leben eine Wahl=20
gewonnen. Der steife Genosse hat keinerlei gr=C3=B6=C3=9Feren =
Erfolge als=20
Politiker vorzuweisen. Und dennoch gilt der stieselige Norddeutsche =
gerade den=20
Berliner Hauptstadtjournalisten als =E2=80=9CHottest possible =
SPD-Kanzlerkandidat in=20
Town=E2=80=9D. Warum nur?
Vielleicht liegt es daran, dass=20
Finanzminister in ihrem Zahlenwerk von den Medien schnell das Etikett =
seri=C3=B6s und=20
weise erhalten. Dabei ist Steinbr=C3=BCck gnadenlos =
=C3=BCberbewertet. Der gelernte=20
Koffertr=C3=A4ger von 70er-SPD-Spitzenpolitikern wie Hans Matth=C3=B6fer =
ist eigentlich=20
der klassische Beamtentyp: dr=C3=B6ge, schlecht gelaunt und mit einem =
Humor, der=20
selten wirklich lustig ist. Jetzt hat Steinbr=C3=BCck wie so viele =
=C3=BCberreife=20
Alt-Sozialdemokraten ein Buch geschrieben. =E2=80=9CUnterm =
Strich=E2=80=9D ist offenbar ein=20
500-Seiten-Vehikel f=C3=BCr Stone, irgendeine Art von politischem =
Comeback zu=20
schaffen. Eine willkommener Anlass f=C3=BCr ihn, in der WAZ die Gier der =
Reichen, in=20
der Rheinischen Post Merkels Krisenmanagment und im ZDF die exzessive=20
Staatsverschuldung zu kritisieren. G=C3=A4hn.
In den oberfl=C3=A4chlichen=20
Mainstream-Media-Portr=C3=A4ts =C3=BCber Steinbr=C3=BCck werden gerne =
seine drei Jahre als=20
Regierungschef in D=C3=BCsseldorf tot geschwiegen. Und dies mit gutem =
Grund. Als der=20
fr=C3=BChere Kieler Landesminister 2002 die Nachfolge des nach Berlin =
entflohenen=20
Ex-Genossen Wolfgang Clement antreten durfte, passierte politisch nichts =
mehr im=20
bev=C3=B6lkerungsreichsten Bundesland. =E2=80=9CKlarer Kurs. =
Konzentration der Kr=C3=A4fte=E2=80=9D, hie=C3=9F=20
Steinbr=C3=BCcks damalige Regierungserkl=C3=A4rung. Drin stand wenig. =
Als Verdienst bleibt=20
einzig, dass er den wahnwitzigen Clement-Transrapid stoppte und dem Land =
so eine=20
Milliarden-Pleite ersparte.
Steinbr=C3=BCck, als=20
langj=C3=A4hriger Staatsdiener mit tausend Aktenvermerken und =
Regierungsvorlagen=20
gewaschen, pr=C3=A4sentierte dann noch mit =E2=80=9CRoland =
Kotz =C3=A4h Koch=E2=80=9D (Angela=20
Merkel) einen Waschzettel f=C3=BCr den Subventionsabbau. G=C3=A4hn. =
Ansonsten gl=C3=A4nzte=20
das geb=C3=BCrtige Nordlicht mit nervenden Seemanns-Sprachbildern =
=E2=80=9CKlarer Kurs,=20
Klarschiff, usw=E2=80=9D. 2005 wurde er in NRW abgew=C3=A4hlt. Ihm =
gelang doch das=20
Kunstst=C3=BCck, die jahrzehntelange sozialdemokratische Hochburg NRW =
krachend und=20
haushoch gegen einen nuschelnden CDU-Arbeiterf=C3=BChrer namens =
J=C3=BCrgen R=C3=BCttgers zu=20
verlieren.
Lustiger Tiefpunkt seiner =
damaligen=20
Wahlkampagne: In Bottrop wurde Peer von einem Pferd angekotzt, wie =
damals die=20
=E2=80=9Ctaz=E2=80=9D schrieb. Ein vierj=C3=A4hriger Hafflinger =
Wallach, eigens auf =E2=80=9CMichel=20
Peer=E2=80=9D getauft, wurde nerv=C3=B6s, als er den =
Ministerpr=C3=A4sident sah. Beruhigend=20
streichelte Steinbr=C3=BCck das Pferd. Aber der Klepper hat =
keinen Lust auf=20
Wahlkampf. =E2=80=9CMichel Peer=E2=80=9D scheute und bockte. Das Pferd =
spuckte und speite. Die=20
Umstehenden guckten verdattert auf den Ministerpr=C3=A4sidenten. =
Fotografen wurden=20
angewiesen, keine Fotos von dem mit Pferdekotze besudelten =
Steinbr=C3=BCck zu=20
schie=C3=9Fen.
Nach seinem Scheitern in =
D=C3=BCsseldorf machte=20
Steinbr=C3=BCck r=C3=BCber nach Berlin. Fast Forward. Auch in der =
Hauptstadt scheiterte=20
er. Aber wiederum blieb Steinbr=C3=BCck ein Faszinosum: Nach vier =
Jahren gro=C3=9Fer=20
Koalition mit Steinbr=C3=BCck als Bundesfinanzminister holte die SPD ihr =
schlechtestes deutschlandweites Ergebnis seit der Nazi-Reichstagswahl =
vom=20
Fr=C3=BChjahr 1933. Dennoch galt Steinbr=C3=BCck weiterhin als weiser, =
kluger=20
Finanzfachmann, der die gro=C3=9Fe Krise wie ein =
Westentaschen-Helmut-Schmidt allein=20
bew=C3=A4ltigt haben will. Von diesem Ruf zehrt Steinbr=C3=BCck bis =
heute. Er gilt als=20
m=C3=B6glicher Kanzlerkandidat der SPD f=C3=BCr die Bundestagswahl 2013. =
Steinbr=C3=BCck hat=20
jetzt in Interviews gesagt, er strebe kein Amt mehr an. Hoffen wir, dass =
er=20
klaren Kurs h=C3=A4lt und keine Pferde kotzen.
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#51 |=20 Albatross sagt am 18.=20 September 2010 um 14:12
Jurga, den Menschen zum Mittelpunkt der Politik zu machen, bedeutet = doch,=20 ihn so zu nehmen, wie er ist, bedeutet doch, ihm ein artgerechtes = Leben zu=20 erm=C3=B6glichen. Jeder echte Tierfreund fordert artgerechtes Leben = f=C3=BCr alle Tiere,=20 und als Tier- und Menschenfreund fordere ich zus=C3=A4tzlich = artgerechtes Leben f=C3=BCr=20 alle Menschen.
Und deshalb, das muss man sich einmal vorstellen, werde ich hier = von Ihnen,=20 Voss und Perik O=E2=80=99Loso mit Dreck beworfen!
Sie sind jedenfalls keine Demokraten, und auch keine = anst=C3=A4ndigen=20 Menschen.
#52 |=20 amo sagt am 18.=20 September 2010 um 14:17
#36 Albatross
Sie machen es sich viel zu leicht mit Ihrer=20 Wirtschaftskritik.
=E2=80=9CPharmaindustrie und Medizintechnik = haben kein Interesse=20 an einem gesunden Volk, Sicherheitsindustrie hat kein Interesse an=20 Kriminalit=C3=A4tsquote 0 usw. usf.=E2=80=9D
So leiten daraus ab, = dass die Industrie=20 sich seine eigenen M=C3=A4rkte schafft.
Die Industrie = bew=C3=A4ltigt den Wunsch der=20 Kunden. Warum gibt es D so eine hohe Zahl an CTs pro Einwohner. Weil = keiner=20 bei seinem Gang zum Arzt oder =C3=84rzten Kosten f=C3=BCr die = Behandlung im Blick hat.=20 Viel hilft viel, so die Denke, ja nicht irgendetwas auslassen.
90% = der=20 Gesundheit sind der eigenen Lebensweise geschuldet, um den Rest = k=C3=BCmmert sich=20 der Arzt.
Ich habe den Eindruck, der Patient sieht das = Verh=C3=A4ltnis genau=20 anders herum.
Offensichtliche Kopfscherzen durch Nackenverspannung = werden=20 z.B. nicht zuerst durch naheliegende Ma=C3=9Fnahme =E2=80=93 = Lockerungs=C3=BCbungen, die ja=20 l=C3=A4stig und m=C3=BChsam =E2=80=93 angegangen, nein, da = =C3=BCberpr=C3=BCfen wir mal per ct, ob es=20 nicht ein Tumor sein k=C3=B6nnte, und wenn wir dann nichts finden geht = es zum=20 n=C3=A4chsten Spezialisten.
Daran ist die Medizintecknik dann schuld?
#53 |=20 Albatross sagt am 18.=20 September 2010 um 14:40
@ AMO: Die hohe Zahl von Cts pro Einwohner (was hei=C3=9Ft in dem = Falle hoch?)=20 ist eigentlich nicht das Entscheidende: Zwar ist die Anschaffung von=20 CT-Ger=C3=A4ten teuer, aber sie halten praktisch ewig und erzeugen im = Gebrauch=20 verh=C3=A4ltnism=C3=A4=C3=9Fig geringe Kosten. Das hei=C3=9Ft, wenn = man CT-Diagnistik zur=20 Verf=C3=BCgung stellen will, kostet das viel Geld =E2=80=93 auch dann, = wenn sie nicht=20 genutzt wird, doch die Nutzung vorhandener CT-Diagnostik kostet=20 volkswirtschaftlich betrachtet fast gar nichts.
Amo, wollen Sie es bestreiten, dass kein Hersteller ein Interesse = daran=20 hat, top-ausgereifte und haltbare Produkte zu produzieren, weil er den = Kunden=20 m=C3=B6glichst schnell wieder als K=C3=A4ufer haben will? Wollen Sie = die=20 Wegwerfgesellschaft bestreiten?
Und was meinen Sie denn, was geschehen w=C3=BCrde, wenn jemand ein = Wundermittel=20 entdeckte, mit dem sich Schmerzpatienten dauerhaft, nebenwirkungsfrei = und=20 kosteng=C3=BCnstig heilen lie=C3=9Fen? Was meinen Sie, wann es auf den = Markt=20 k=C3=A4me?
#54 |=20 ch_we sagt am 18.=20 September 2010 um 14:58
Jeder Kommentar ein Klick=E2=80=A6
Im =C3=9Cbrigen haben Werner Jurga und Arnold Voss Recht. Menschen, = die von=20 einem =E2=80=9Cartgerechten=E2=80=9D Menschentum faseln, haben in der = Regel Vorstellungen, die=20 sich nicht mit Demokratie und Zivilisation in Einklang bringen lassen. = Allerdings k=C3=B6nnten sie neben Nazis auch v=C3=B6lkisch = verbr=C3=A4mte Esoteriker sein, da=20 gibt es weites Spielfeld.
#55 |=20 Albatross sagt am 18.=20 September 2010 um 16:09
@ CH_WE, #54: Sie schreiben: =E2=80=9CMenschen, die von einem = =E2=80=9Cartgerechten=E2=80=9D=20 Menschentum faseln, haben in der Regel Vorstellungen, die sich nicht = mit=20 Demokratie und Zivilisation in Einklang bringen lassen.=E2=80=9D
=3D>
1. Definieren Sie bitte =E2=80=9Cfaseln=E2=80=9D, denn mit dem, was = allgemein darunter=20 verstanden wird, k=C3=B6nnen Sie meine sachlichen Darlegungen nicht = meinen.
2. Artgerecht leben bedeutet, im Einklang mit seiner eigenen Natur = zu=20 leben. Inwiefern soll sich das nicht mit Demokratie und Zivilisation = in=20 Einklang bringen lassen?