Die Volkszeitung
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Die Euro-Krise - Teil 1
31. Juli 2012

Die Entstehung der Euro-Krise /
die Wirkungen der Gemeinschaftswährung

Ladies and Gentlemen!

Wer sich ansieht, was man in den Kommentarspalten der Online-Zeitungen so alles findet, dann gelangt man zu der Erkenntnis, dass viele nicht verstanden haben, warum es die Euro-Krise gibt, dass andererseits Heerscharen von Lobby-Schreibern sich mühen, die wahren Hintergründe der Euro-Krise zu vertuschen, andere Ursachen an die Wand zu malen. Der erste Artikel der Reihe "Die Euro-Krise" dient daher dazu, die Wahrheit betreffend die Ursachen der Euro-Krise ans Tageslicht zu bringen.

Unmittelbare Wirkungen der Gemeinschaftswährung Euro

Die Gemeinschaftswährung Euro hat das Regulativ Landeswährung außer Kraft gesetzt: Während wirtschaftlich starke Nationen die Aufwertung ihrer Landeswährung erfahren, erfahren wirtschaftlich schwache Nationen die Abwertung ihrer Landeswährung. So werden die starken gebremst - es wird teurer, ihre Waren im Ausland zu kaufen, es wird billiger, ausländische Waren in ihrem Inland anzubieten. Wirtschaftlich schwache Länder aber erfahren durch die eigene Landeswährung eine Beflügelung: Es wird für das Ausland billiger, von ihnen zu kaufen, während es schwerer wird, in ihrem Inland lukrative Preise durchzusetzen.

Die Gemeinschaftswährung Euro warf nun alle in einen Topf - und schaffte den wirtschaftlich starken Ländern, allen voran Deutschland, eine verhätnismäßig schwache Währung im Vergleich zu einer eigenen Landeswährung, den wirtschaftlich schwachen Ländern aber eine verhältnismäßig starke Währung (im Vergleich zu Drachme, Peseta usw.).

Das führte zu wirtschaftlichem Niedergang in den wirtschaftlich schwachen Ländern, zu satten extra-Gewinnen in den starken Ländern.

Ein paar Zitate:

"Auch für Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz SE, bleibt die Stabilität des Euro 2011 das wichtigste Thema. Deutschland habe der Euro viele Vorteile gebracht, sagte Heise ebenfalls "Handelsblatt Online". "Die aktuell gute wirtschaftliche Lage in Deutschland wäre ohne ihn so nicht gegeben."

Quelle: Rheinische Post vom 29.12. 2010

"Und wenn wir jetzt für europäische Rettungsschirme mit bürgen, dann geben wir nur einen Teil dessen zurück, was wir selbst verdient haben."

Quelle: Rede des SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel am 29.06. 2012

"Natürlich sorgt die Krise in der Euro-Zone für Risiken", sagte Schäuble der Zeitung "Welt am Sonntag". Jedoch profitiere kein Land so sehr von der Gemeinschaftswährung wie Deutschland, fügte er hinzu."

Quelle: Handelsblatt vom 28.07.2012

Kurz gefasst: Die deutsche Wirtschaft hat es dem Euro zu verdanken, dass sie mehr exportieren konnte, während es für Ausländer schwieriger wurde, ihre Waren in Deutschland zu verkaufen. Länder wie Griechenland hingegen konnten wegen des Euros nur weniger exportieren, während es für Ausländer einfacher wurde, Waren in Griechenland zu verkaufen.

Die unmittelbaren Effekte auf die Wirtschaftsleistung hatten verheerende mittelbare KonKonsequenzen

Entsprechend ging es mit der deutschen Wirtschaft bergauf, mit der Wirtschaft in Griechenland, Spanien usw. bergab. Folgen: Höhere Staatseinnahmen aufgrund des Euro in Deutschland, geringere in Ländern wie Griechenland usw. Niedrigere Arbeitslosigkeit in Deutschland als ohne Euro, höhere Arbeitslosigkeit in Griechenland usw. als ohne Euro. Daraus resultierten höhere Steuereinnahmen und geringerer Bedarf an Sozialausgaben in Deutschland, geringere Steuereinnahmen und höherer Bedarf an Sozialausgaben in Griechenland usw.

Diese Umstände wirkten sich dann in einem weiteren Schritt auf die Zinsen aus: Aktuell kann Deutschland sich billiger Geld leihen, als je zuvor, während Griechenland am freien Markt gar kein Geld mehr bekommt und Spanien und Italien ca. das siebenfache an Zinsen zahlen müssen, was Deutschland derzeit zahlt. In Anbetracht der enormen Staatsschulden, mit denen alle Länder zu tun haben, ein enormer Vorteil für Deutschland, ein enormer Nachteil für die Südländer.

Kurz gefasst: Der Euro bescherte Deutschland starke wirtschaftliche Wachstumseffekte, höhere Staatseinnahmen, geringere Staatsausgaben für Arbeitslosigkeit und niedrige Zinsen, den Südländern aber starke wirtschaftliche Rezessionseffekte, niedrigere Staatseinnahmen, höhere Arbeitslosigkeit und hohe Zinsen. Damit wurde eine Teufelsspirale sich selbst beschleunigenden wirtschaftlichen Unterganges in den wirtschaftlich schwächeren Ländern gezündet, in dessen Folge sie zahlungsunfähig werden mussten!

Wie es zu dem Irrsinn kommen konnte, und warum er sich hartnäckig hält

Die beschriebenen und an nackten Zahlen ablesbaren Folgen der Gemeinschaftswährung waren absehbar - jedenfalls für jeden Grundstudiums-Studenten der Öknomie, es geht um unbestreitbare Grundlagen der Makroökonomie. So stellt sich die Frage, wie die Südländer sich überhaupt auf den Euro einlassen konnten.

Dafür gibt es zwei Erklärungsmöglichkeiten: Die erste ist, dass die Regierungen dumm waren und sich durch reizvolle Verlockungen ködern ließen. Zunächst bot die Gemeinschaftswährung ihnen nämlich einen Vorteil: Sie konnten Staatsanleihen in Euro emittieren, und der genoss natürlich ein höheres Vertrauen als Drachme oder Lira, schließlich saß ja Deutschland mit im Boot. Entsprechend waren die Zinssätze für Emissionen in Euro wesentlich niedriger als etwa für Emissionen in Drachme. Da alle Länder bereits ein enormes Schuldenproblem hatten, ging von niedrigen Zinsen zweifellos eine enorme Verlockung aus - wenn man die übrigen Konsequenzen nicht sah, wenn man meinte, alles andere liefe weiter wie zuvor oder sogar noch besser als zuvor.

Auf der anderen Seite ist es keine Frage, dass, abgesehen von der jetzigen französischen Regierung und einigen wenigen anderen Ausnahmen, die Länder Europas von korrupten Dienern des Großkapitals regiert werden. Und keine Frage besteht daran, dass das deutsche Großkapital, der Hauptprofiteur des Euro, schon vor der Einführung des Euro wusste, welche Effekte er mit sich bringen würde. Entsprechend muss man davon ausgehen, dass es ihnen auf ein paar hundert Millionen Euro für Lobbyarbeit und Korruption nicht ankam, dass sie alles taten, um dem Euro zum Durchbruch zu verhelfen: Entsprechende "Pflege" der Wirtschaftsexperten, der Medien, der Politiker in allen maßgeblichen Ländern.

Und so ist es auch kein Wunder, dass selbst die schlimmsten Folgen der Euro-Gemeinschaftswährung es nicht vermögen, diese Gemeinschaftswährung als solche in Frage zu stellen: Heute zu sagen, "Der Euro kann gar nicht funktionieren!", würde schließlich bedeuten, dass die Experten- und Machtelite in allen Euro-Ländern sagen müssten: "Wir waren verrückt!" oder aber: "Wir haben wider besseres Wissen gehandelt, weil wir geschmiert worden waren."



Liebe Grüße

Dipl.-Kfm. Winfried Sobottka

Ceterum censeo civitatem Germanicam esse delendam.

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